Homeoffice

„Ich arbeite daheim und wohne im Büro.“

Das sind die Worte einer befreundeten Betriebsratsvorsitzenden. Und das bringt es auf den Punkt. Die Trennung zwischen Beruf und anderen Bereichen des Lebens ist die große Herausforderung. Und die Lösung lautet Struktur und Konsequenz (dieser Begriff ist mir lieber als Disziplin).

Nur welche Struktur passt zu mir?

Es gibt keine Patentrezepte für ein erfolgreiches Arbeiten im Homeoffice. Jeder und jede muss selbst rausfinden, was zu ihm oder ihr passt.

An gewohnten Ritualen festhalten – neue Rituale integrieren

Seit über 10 Jahren arbeite ich im Homeoffice. Nicht ausschließlich. Meine Seminare und Workshops finden in Hotels und Bildungseinrichtungen statt. Der Wechsel zwischen Homeoffice und Seminar ist für mich immer noch schwierig. Die Tagesabläufe sind einfach zu unterschiedlich. Dennoch gibt es viele Rituale, die ich beizubehalten versuche. So stehe ich meistens um 07:00 Uhr auf, praktiziere fast jeden Tag 20 Minuten Rückengymnastik und esse gegen 18:30 Uhr zu Abend.

Seit zwei Jahren arbeitet meine Frau ebenfalls im Homeoffice, und wir haben neue gemeinsame Rituale entwickelt.

Start in den Tag – Daily Kickoff

Jeden Morgen besprechen meine Frau und ich beim ersten Kaffee, wie wir den heutigen Tag gestalten wollen. Wir versuchen jeden Tag eine Stunde gemeinsam Sport zu machen. Radfahren, Nordic Walking, oder einfach mal gemeinsam Spazierengehen.

Zweimal in der Woche gehen wir Einkaufen. Hier überlegen wir uns sehr genau, was wir wann essen wollen. Mittags essen wir manchmal gemeinsam und manchmal nicht. Das hängt von unseren Terminen ab. Achtung: Das Mittagsessen vorzubereiten braucht Zeit und dauert deutlich länger als der Gang in die Kantine.

Abend essen wir gemeinsam und lassen den Rest auf uns zukommen. Oft juckt es mich ja bereits am Abend zuvor zu überlegen, was wir morgen alles machen könnten. Und gerade in Zeiten der Corona-Pandemie fällt es mir leicht auszuhalten, nicht zu planen. Morgen früh ist vielleicht eh alles anders. Nicht zu planen und Unsicherheit auszuhalten,ist eine gute Übung.

Bewährt hat sich der „Verrückte Partnertag“. Jede Woche legt eine Person fest, was wir Besonderes machen. Da stelle ich mir übrigens auch sehr schön mit Kindern vor. „Der verrückte Familientag.“ Wir haben schnell gelernt, uns nicht zu viel vorzunehmen.

Nach der morgendlichen Besprechung betreibe ich 20 Minuten Rückengymnastik. Erledige ich meine Rückengymnastik morgens nicht, mache ich sie gar nicht.

Danach geht es ins Büro. Meistens sitze ich zwischen 08:00 und 08:30 Uhr an meinem Arbeitsplatz. Zuerst erledige ich organisatorische Dinge, die mir nicht so leicht von der Hand gehen. Meine Aufgaben schreibe ich mir in den Kalender. Und wenn ich etwas erledigt habe, lösche ich die Aufgabe. Meine Frau schreibt alles auf Zettel. Den Zettel zu zerreißen, ist ein schönes Ritual, und erledigt eine Aufgabe auch ganz real.

Im Büro achte ich intensiv auf die bereits fortgeschrittene Uhrzeit. Spätestens nach einer Stunde stehe ich auf und bewege mich. Alleine arbeiten ist einfach viel intensiver. Am Nachmittag lese ich in der Regel und mache mir Gedanken, wie ich das Gelesene in die Betriebsratsarbeit integrieren kann.

Schaffe dir einen eigenen Arbeitsplatz

Meine Frau und ich haben jeweils eigene Arbeitszimmer. Das ist hilfreich. Abends können wir einfach die Türenschließen und am nächsten Tag weiterarbeiten.

Schafft euch euren eigenen Arbeitsplatz. Und trennt diesen vom Rest der Wohnung, z. B. mit Pflanzen, Paravents oder Vorhängen ab. Es ist wichtig, vom Arbeitsplatz aus nicht auf sonstige Arbeit im Haus zu sehen. Und umgekehrt gilt, es ist nicht hilfreich auf den Arbeitsplatz zu sehen, wenn ihr im Freizeitmodus seid.

Was gar nicht geht, ist im Bett oder auf der Couch zu arbeiten. Neben gesundheitlichen Themen geht es auch um klare Abgrenzung zwischen Beruf und anderen Bereichen deines Lebens.

Kleider machen Leute

„Raus aus dem Bett und rüber an den Schreibtisch. Waschen und anziehen kann ich mich auch später. Heute mache ich mal Nacktakquise.“

Das habe ich mir schnell abgewöhnt. Sich bewusst Zeit nehmen. Die morgendlichen Rituale vor dem Homeoffice, wie sonst auf dem Weg zur Arbeit, können hier sehr oft übernommen werden. Sich mit passender Kleidung ins Homeoffice zu setzen, hat eine andere Wirkung.

Nicht umsonst heißt es „Kleider machen Leute“. Und wer auch auf den Weg zur Arbeit nicht verzichten will, läuft einfach zweimal um den Block und setzt sich dann daheim an den Schreibtisch.

In unserer Partnerschaft achten wir sehr stark auf unser Suchtverhalten. Alkohol gibt es nur an zwei Tagen in der Woche. Da wir jeden Tag kochen, ernähren wir uns sehr gesund. Für den Online-Aufenthalt in sozialen Medien haben wir ein Zeitlimit eingestellt, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, wie lange wir rumdaddeln. Und wir achten sehr auf die Länge unseres Arbeitstages.

Tagesrückblick – Daily Close

Am Abend gehe ich gedanklich durch, was ich heute alles gemacht, geschafft und erledigt habe. Wenn etwas nicht gut funktioniert hat, überlege ich mir, woran es gelegen hat. Es hat durchaus einige Zeit in Anspruch genommen, bis ich rausgefunden habe, was gut zu mir passt.

Durch Ausprobieren, habe ich herausgefunden, welcher Tagesablauf gut zu mir passt. Und wenn der Ablauf gut zu mir passt, dann klappt es auch mit der Konsequenz.

Wie bekommst du nun raus, welcher Tagesablauf gut zu dir passt?

  • Ist-Analyse – Was mache ich den ganzen lieben Tag lang?
  • Was mache ich genau?
  • Was stört mich bei der Erledigung? Was lenkt mich ab?
  • Welche Gefühle begleiten die einzelnen Tätigkeiten?
  • Welche Rituale kann ich übernehmen?
  • Welche neuen Rituale will ich im Homeoffice integrieren.
  • Start in den Tag – Daily Kickoff
  • Was machen ich heute? Was machen wir heute?
  • Tagesrückblick – Daily Close
  • Wie gestalte ich meinen Arbeitsplatz?